Unsere Tage im Paradies

Es dauerte immer ein, zwei
Stunden, bis wir eins wurden mit
allem rundherum, mit der Würde der
Bäume, dem saftigen Grün in den
Hecken und dem Duft der
Blüten, dem zarten Hin- und
Herwiegen der Gräser und all den
Käfern, die umher flogen, dem
feinen, einzigartigen Geruch der
Erde, dem Geflatter der Schmetterlinge
dem Gesang der Vögel, dem
Rascheln der Igel unter den Blättern
und den atemberaubenden Stunts der
Eichhörnchen, selbst an das leise
Summen der Libellen mussten wir uns
gewöhnen, denn es war jeden Tag aufs
Neue ein Wunder, das wir kannten und dem
wir fasziniert dabei zusahen, wie es uns
einnahm und umgab, bis wir tief darin
eintauchten und es als das annahmen,
was es war.

Das wussten wir.

Also begannen wir immer zuerst
damit, Frisuren in die Büsche zu
schneiden, Wege freizukehren und das
Unkraut rauszuziehen, Unmengen an
Wasser an die Pflanzen zu verteilen, die
Regenrinne unserer Hütte zu säubern, das
Dach abzudichten, die Wiese zu
mähen oder im Spätsommer die
Äpfel und Kirschen einzusammeln und
die Brombeeren, die immer nur einmal im
Jahr wirklich Spaß machten, während sie
den Rest des Jahres damit verbrachten, uns
zuzuwachsen, doch all das liebten wir, denn
wir wussten während der Arbeit schon, womit
wir uns gleich belohnen, wenn wir uns
ausbreiten, in die Sonne blinzeln und den
Marienkäfern die Punkte vom Panzer zählen
oder der Amsel Respekt für ihren wunderschönen
Gesang entgegen bringen, indem wir uns mit
einem frischen, kühlen, köstlichen Dosenbier
zuprosten.

Dann wurde es Zeit.

Wir philosophierten über alles, was so anlag
für den Tag, ein bisschen was über das, was
wir in den letzten Stunden und Tagen
gesehen, gelesen oder gehört hatten, was
wir dachten über unsere Freunde oder
über unsere Familie, tauchten tief in
Bücher, Filme und Musik ein, doch unser
liebstes Thema waren wir selbst, weil wir
gut darin waren, uns gegenseitig zu erklären und
zu verstehen, das gab uns Kraft und so
beschlossen wir jedes Mal und jeder für sich,
es noch eine Weile miteinander
auszuhalten, während uns die Natur in sich
aufnahm, uns zu einem Teil ihrer selbst
werden ließ, indem wir langsam
hineinwuchsen, bis auch unsere
Stimmen verstummten und wir mit
allem um uns herum
verschmolzen.

Dann waren wir da.

Die übrige Zeit verbrachten wir mit
Lesen und Schlafen und Essen und Trinken und Liebe
und wenn es Abend wurde, duschten wir uns
mit dem von der Sonne gewärmten Wasser auf der
Wiese, sahen uns in die Augen und wussten, dass
wir
im Paradies sind.

 

 

 

 

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