Die 50 besten Rock- und Popalben aller Zeiten. Heute: Tracy Chapman – Tracy Chapman
(Hier geht es zu Teil 1. Dire Straits: Making Movies).
(Hier geht es zu Teil 2. Fleetwood Mac: Rumours).
(Hier geht es zu Teil 3. Nina Hagen: Nina Hagen Band).
(Hier geht es zu Teil 4. Rolling Stones: Exile on main street).
(Hier geht es zu Teil 5. Queen: News of the world).
(Hier geht es zu Teil 6. AC/DC: Back in Black).
Das 1988 erschienene Debutalbum ist nicht das einzige der Sängerin, aber bei weitem das Beste. Sieben weitere Studioalben in den darauf folgenden zwanzig Jahren hatten das ein oder andere Highlight, das Erste war jedoch ein Meisterwerk. Mit einer Laufzeit von nur sechsunddreißig Minuten bei elf Titeln und dem schlichten Folk-Stil der Sängerin war die LP keine Besonderheit, die einzelnen Titel erreichten jedoch allesamt eine Qualität, welche den außergewöhnlichen Erfolg rechtfertigten. Spätestens im Sommer des Jahres kannte jeder das Werk, was unter anderem auch daran lag, dass die poltische Großwetterlage in Südafrika rund um das Ende der Apartheid und dem Ende der Gefangenschaft von Nelson Mandela in den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit rückte. Zum siebzigsten Geburtstag Nelson Mandelas am 11. Juni 1988 im Londoner Wembley-Stadion trat Chapman erstmals (!) vor einem großen Publikum mit mehr als 72.000 Besuchern auf und begeisterte die Welt, denn das Konzert wurde in sechzig Ländern übertragen. Sie trat dort gleich zwei Mal auf und überbrückte die Wartezeit mit nichts mehr als ihrer akustischen Gitarre, da ausgerechnet Stevie Wonder seinen Auftritt abbrechen musste.
Nicht weniger als 292 Wochen, also mehr als fünf Jahre, hielt sich das Album in den britischen Charts und überdauerte damit die beiden nachfolgenden Studioalben bei weitem. Im Juli 1988 gab es eine mehrwöchige Phase, in der Tracy Chapman in jeder namhaften Chartliste Nummer Eins war. „Fast Car“ war die erste Single-Auskopplung, „Talkin' Bout a Revolution“ und „Baby Can I Hold you“ folgten. Der Sängerin kam jedoch nicht nur der Moment der Veröffentlichung zugute, sondern auch ihre politischen Statements, die sich in den Texten der Lieder deutlich genug ausdrücken. In einer Zeit, in der jedermann das in Südafrika geschehene Unrecht verurteilte, aber kaum Informationen darüber in die Weltnachrichten gelangten, traf ihr Werk den Nerv der Zeit. „Talkin' Bout a Revolution“ war nichts weniger als der Aufruf zur Revolte, „Fast Car“ drückt die Sehnsucht aus, der Unterdrückung zu entfliehen, „Across the Lines“ verurteilt die Gewalt, „Behind the Wall“ das Leben in Armut und fast jeder andere Song hat eine ähnlich starke, politische Botschaft. Ergänzt wird die Liederliste durch drei Lovesongs, von denen mich „Baby Can I Hold You“ noch heute bei jedem Hören anrührt – definitiv ein Kandidat für die besten Liebeslieder aller Zeiten. Dabei ist Chapman gar keine Südafrikanerin, wie die meisten ihrer Hörer annahmen. Sie wurde 1964 in Cleveland, Ohio geboren, studierte jedoch Anthropologie und Afrikanistik. „Die Universität“, sagte sie später in einem Interview mit dem SPIEGEL, „rettete mich vor dem Ghetto. Nelson Mandela veränderte mein Leben“.
Wie alle hier besprochenen „besten Rock- und Popalben aller Zeiten“, hat auch das erste Werk von Tracy Chapman keinen einzigen Durchhänger. Alle Songs gehen sozusagen von der Rille direkt ins Herz und machen das Werk zu dem, was es ist: Einzigartig schön.
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