Berlin ist voller alter Kinowunderschachteln. Sie heißen „Tilsiter“ oder „Krokodil“ oder „Intimes“ und bringen kaukasische Experimentalfilme mit französischen Untertiteln. Und das Tolle daran ist: Es gibt außer mir immer noch jemanden, der gerade die russische Krimireihe aus der Wendezeit sehen will oder einen antiquarischen Dokumentarfilm über einen Erfinder namens Koslowski, der immer nur Dinge erfindet, die keiner haben will. Gerade hab ich eine Harvey-Keitel-Retrospektive hinter mir, die erstaunlicherweise nur aus Beiträgen bestand, die ich noch nicht kannte.
Nichts ist so wie Film. Während sie links und rechts in der U-Bahn in ihre Smartphones glotzen, hast Du gerade eine Bewusstseinsveränderung durchgemacht, die Du nicht teilen kannst. Außer mit der Irren, die den ungarischen Liebesfilm aus den 70ern auch gesehen hat. Nächstes Mal spreche ich sie an.
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Gelesen am 18.09.17 im Café Cralle Text 1