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Bald ist wieder Silvester. Und dann muss ich immer an zwei Dinge denken, die Glück versprechen. Das eine ist „Happy new year, Ms. Sophie“ und das andere sind Glückskekse! Echt jetzt. Ich find‘ die Dinger geil. Und mindestens so lustig wie Sir Toby, der immer noch was nachgeschenkt haben will. Diese Chinesen haben wirklich viele seltsame Dinge, oder? Ich meine, ich will nicht auf die Religionen raus und dieses seltsame Gehen – es ist echt auffällig, wie viele Chinesen dabei nicht die Füße heben – oder das Essverhalten oder was auf den Teller kommt. Am spannendsten finde ich diese ganzen Geschichten rund um den Aberglauben. So heißt es, man soll zwei Geschenke mitbringen, weil das die bessere Zahl als Eins ist und schwarze oder weiße Geschenke vermeiden und Du darfst dort nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen und bestimmte Themen sind auch tabu. Bringt alles Unglück. Kein Wunder, dass die diese Glückskekse haben, oder? Ich liebe die Dinger. Ich mochte die früher so sehr, ich hab‘ sogar den Keks gegessen. Bis mir mal aufgefallen ist, dass andere das gar nicht machen. Knochentrocken! Aber während ich die klein beiße, kann ich mich wunderbar drauf konzentrieren, was ich gerade gelesen habe.
Am besten war eigentlich immer, wenn es die in zwei Sprachen gab und das was auf Englisch drauf stand, war auf Deutsch dann ein ganz anderer Spruch: Also da stand zum Beispiel „Loneliness is a big present“ und dann drehte man den Zettel um und auf der deutschen Seite stand: „Aus vier Augen sieht man mehr als aus zwei“. Und dann konnte man es sich aussuchen. Heute sind die ja synchronisiert, aber zum Teil wirklich sehr lustig übersetzt. Und man weiß dann auch immer gleich, wo sie produziert wurden. „Ihnen kann niemand das Wasser reichen“ – „Noone can reach you the water“. Dabei stammen die gar nicht aus China, sondern aus Japan. Man sieht sie aber überall in den chinesischen Restaurants, aber an die Chinesen werden sie zum Nachtisch gar nicht rausgegeben. Das bedeutet, die Chinesen sind selbst dann abergläubisch, wenn man es ihnen nur nachsagt und sie lesen das Zeugs gar nicht. Aber lustig ist es trotzdem. Tatsächlich haben Japaner die Glückskekse erfunden und die ersten japanischen Restaurants an der amerikanischen Westküste führten vor allem chinesisches Essen und Amerikanern war das doch egal, Hauptsache Stäbchen. Und von San Francisco aus; ich hab’s gegoogelt; breitete sich das weltweit in allen chinesischen Restaurants aus und heute noch stehen in den USA die meisten Fabriken, die diese Glückskekse herstellen.
Na jedenfalls, ich freu‘ mich immer wenn ich einen nach dem Essen aufknacken darf. Neulich war ich mit meiner Süßen beim Chinesen und auf meinem Keks stand: „Eine Einladung an einen Ort des Vergnügens“ und ich dachte mir: Was ist mit dieser Einladung? Soll ich sie aussprechen oder erhalte ich sie oder ist das bereits die Einladung und welcher Ort soll das denn sein? Soll ich in die Badewanne steigen oder ’ne Party schmeißen oder in die nächste Table-Dance-Bar? Auf alle Fälle ein Ort des Vergnügens, soweit so gut. Und sie zog einen Zettel raus, auf dem stand: „Erst wenn alle Stricke reißen, bist Du zu dick für die Schaukel“ Und weil wir daraus nicht schlau wurden, beschlossen wir, uns zum Abschluss zwei Schnaps und zwei neue Glückskekse zu bestellen und auf meinem stand dann: „Gedenke der Quelle, wenn du trinkst“. Ich sah die Bedienung an. Sie lächelte. Und auf dem meiner Partnerin stand: „Trunkenheit erzeugt keine Fehler, sie deckt sie auf“. Und bei so viel Weisheit bleibt einem dann nur noch, das Glas zu erheben und zu nicken.
Manchmal kann man aber auch so gar nichts damit anfangen. Auch beim besten Wohlwollen lässt sich keine Parallele zum Tag, zum Ort, zu einem selbst oder zu sonst was ziehen und du liest zum Beispiel: „Wer etwas vom verborgenen Schatz zeigt, öffnet die sicherste Tür“. What? Welche Tür? Ist es sicher, dass ich etwas Verborgenes entdecke oder soll das etwas heißen: Wer mir Geheimnisse verrät, darf nach Hause gehen? Was will mir dieser Spruch sagen? Und dann wird es wieder Zeit für einen zweiten und da steht dann: „Der Schlüssel zur Sonne ist die Übung der Achtsamkeit“… und ich denke mir, das könnte heißen: Die Geheimnisse des Lebens entdeckt man nur durch Aufmerksamkeit und dann nehme ich einfach den ersten Spruch hinzu und kombiniere sie – und dann wird es schon passen, oder? Und wenn es mal schlecht läuft, also der große Gott des Glückskekses mir sagen will, ich sollte jetzt ganz locker bleiben, dann steht da so was wie: „Der Mensch kann nicht tausend Tage ununterbrochen gute Zeit haben, so wie die Blume nicht hundert Tage blühen kann“ – da weißt du dann, wieviel es geschlagen hat, während meine Frau mir vorliest: „Das Glück tritt gern ein in ein Haus, wo gelacht wird“. Das ist dann auf jeden Fall was zum Kombinieren, wenn man nicht mit schlechter Laune da raus gehen will. Hey, Glückskekse deuten ist ’ne echte Herausforderung und manches Mal denke ich, so gut können die mich doch einfach nicht kennen, dass da so ein Hammer drauf steht.
Aber der beste Glückskeks von allen war der, den ich damals zog, kurz nachdem ich Natalia fragte, ob sie mich heiraten will. Da stand drauf: „Du bist erst dann wirklich erfolgreich, wenn deine Schwiegermutter es sagt“… ich persönlich glaube, den hat die da irgendwie reingepfriemelt und den Keks wieder zugeklebt.
„Skål!“
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Glückskese isst man nicht? 40 Jahre alles falsch gemacht? Das erklärt meine Pechsträhne.