Frechheit siegt

Die Auswahl war nicht groß. Entweder sollte ich in einem Rettungsfahrzeug mitfahren, was ich mir auf die Dauer langweilig vorstellte oder in der Uniklinik meinen Zivildienst leisten. Universitätsklinikum! Das hörte sich mächtig nach was an. Ich stellte mir vor, wie die Chirurgen diskutierten, bevor sie jemanden in Stücke schnitten: "Hey, müsste das nicht von hinten nach vorne geschlitzt …

Das ganz große Ding

Man konnte Opas Husten in der ganzen Wohnung hören. Ich lag um fünf Uhr früh noch im halben Tiefschlaf und am Küchentisch kotterte er, als ob er beschlossen hätte, sich sofort ins Grab zu husten. Immer wieder hob er an. Energisch drückte er den Dreck aus der Lunge, den er sich sein Leben lang angeraucht hatte. …

Damals hinterm Mond

West-Berlin. Vom gleichen Augenblick an, in dem ich den Bahnsteig vom Bahnhof Zoo betrat, wandelte ich mich. Eben noch war ich ein kleiner Kaffer gewesen, der in die große Stadt fuhr, aufgeregt und gespannt darauf, was es diesmal alles zu sehen und zu entdecken gibt – und jetzt mit dem Berliner Asphalt unter den Füßen …

Weil DU es bist

Nichts geht über einen handgeschriebenen Brief! Diese ganze elektronische Flut an permanent reproduzierbaren, minderwertigen Texten, all das hundert und tausend mal geteilte Zeugs, schnell zusammengestauchtes, leicht verständliches, aber ohne Verstand getipptes Satzmehl, nie fehlerfrei, mit einem Wortschatz von Fünftklässlern und einer Halbwertzeit eines lauwarmen Schlucks Bier. All dieser literarische Schrott, an den sich schon morgen …

Wiener Schmäh

    Wien. Wir befinden uns im Jahr 2004 und das ist – liebe Freunde der Mathematik – nun mal dreizehn Jahre her zu dem Zeitpunkt, an dem man es hier zum ersten Mal nachlesen kann. In einer Zeit, in der es erstmals Farbdisplays auf Handys gegeben hat und in der Headsets oder gar Smartphones …

Einsatz für Dr. Love

„Ach Lilia, wie lange soll das noch so gehen?“ fragte er. Sie schaute ihn verzweifelt an und schon in all ihrem Ausdruck vor der Antwort erahnte man, was kommt. „Du weißt, dass es mir leid tut, aber ich kann nicht anders. Henry, Du bist so ein guter Mann. Aber ich kann es nicht. Komm her, …

Und jetzt alle!

Bild: Didi01/pixelio.de Freitagabend war immer Beachparty. Ich hasste es. Seit drei Monaten arbeitete ich als DJ in dem Laden und jeden Freitag die gleiche Nummer. Sie schaufelten Sand auf die Fliesen, stellten ein paar dieser Klapp-Liegestühle und Palmen aus Plaste auf. Die Crew hatte Hawaiihemden an und kurze Hosen, sie trugen Sonnenbrillen und Basthütchen, die …

Wieder was gelernt

Bild: Bayrischer Rundfunk Wir hatten einen guten Trainer. Fußball machte Spaß, weil er es war, der mit uns übte. Er hatte ein besonderes Talent darin, jeden von uns einzeln zu motivieren. Wenn mir was gut gelang, rief er ins Trainingsspiel rein "sehr gut", "jawohl, du kannst das", "prima gemacht" und ähnliches. Sonntags beim Punktspiel hielt …

Des Teufels General

Für Sam klang es damals nach einem lockeren Job. Den Koreaner, den er vor drei Monaten in der Sushibar im Susong-Dong in Seoul kennengelernt hatte, hatte er zuerst gar nicht ernst genommen. Er sah halt aus wie jeder andere Koreaner, dachte er sich und außerdem "keine Ahnung, was der will", denn Sam sprach kein koreanisch. …

Der große Tag

  Die Kurven der Schönheit würden noch heute jeden betören und schon damals bildete ich mir ein, dass ihr jeder nachsah. Sie war das schönste Auto der Welt. Sie war nicht groß, aber sie wuchs sich zu einer wahrhaft großen Limousine aus, wenn man drinnen saß. Die Polster waren rund und weich und schmiegten sich perfekt an den …